Regen zieht auf. Hätte es nicht noch für den Zieleinlauf sonnig sein können? Die Garage wurde schon geräumt und die Tische werden jetzt dort aufgestellt. Wie es ihnen wohl gehen wird? Die Salate sehen schon mal sehr lecker aus. Hängt da etwa die Vereinsplane schief? Nun hat es doch noch aufgehört zu Regnen. Von wo werden sie wohl eintreffen?
Die Spannung am in der Leiblstraße in Garching an der Alz war groß. Tags zuvor haben wir sie noch verabschiedet, unsere Rennradfahrer vom Verein „Radeln und Helfen eV“. Rund um Oberbayern in 29 Stunden wollten sie abfahren um damit Spendengelder zu sammeln. Und immer schwang ein wenig Sorge um die Sportler mit. Kein Wunder, bei dem Ziel das sie sich gesetzt haben. Kurz vor Abfahrt wurde noch eine Chat-Gruppe eingerichtet um den Fortschritt zu übertragen. Aber eigentlich galt das nur der Beruhigung der Daheimgebliebenen.
Dabei waren die meisten Beteiligten recht Erfahren. Die Sternfahrt nach Passau oder ihr mittlerweile überregional bekanntes 24-Stunden-Rennen bezeugen Professionalität im Radsport. Beim letzten Rennen 2015 legten sie mit über 550 Sportlern und Freizeitradler 74.000 km zurück und sammelten damit über 30.000 EURO. Für dieses Jahr konnte das Rennen, das eigentlich alle zwei Jahre stattfinden sollte, aus verschiedenen Gründen nicht organisiert werden. Um dennoch Geld für die Kinderhilfsorganisationen zu sammeln wurde nach einer Alternative gesucht. Heraus kam dabei die „Rund um Oberbayern Tour“ (RUOBB), das in der Vorstandschaft sofort große Zustimmung erhielt.
Viele waren es nicht, die die Rennradfahrer in Empfang nahmen, dafür um so herzlicher. Freude und Begeisterung schallte den Sportlern auf den letzten Metern entgegen. Was muss das für ein Gefühl sein, nach knapp 30 Stunden von vertrauten Gesichter erwartet zu werden! Das spiegelte sich auch in den Gesichtern der Helden auf Rädern wider, in deren man mehr Stolz und Erleichterung als Erschöpfung lesen konnte.
Dass fast alle Fahrer die gesamte Strecke meisterten ist das Ergebnis von einer sorgfältigen Planung und dem intensiver gewordenen Mannschaftsgeist. Schon die Vorbereitungen ließen die Fahrer enger zusammen wachsen. Und davon profitierten sie dann Unterwegs, als es darum ging, Leistungsabfälle Einzelner auszugleichen, sich gegenseitig zu Motivieren und das Ziel stets im Auge zu behalten. Auch im Nachhinein erzählten die meisten weniger von der eigenen Leistung, sondern von der Erfahrung, sich als perfekt funktionierende Mannschaft gegenseitig anzutreiben. Daran waren auch die Mitstreiter im Begleitfahrzeug maßgeblich beteiligt, was ihnen am Ende noch vielmals gedankt wurde.
Der am Sonntag Vormittag eingesetzte Regen veranlasste die Radfahrer zu einer Streckenänderung. So wurde die Strecke um rund 35 Kilometer spontan abgekürzt und Burghausen somit nicht mehr angefahren. Das Ziel, mindestens 700 Kilometer zurückzulegen wurde dadurch trotzdem erreicht. Genau waren es 706 Kilometer und 6.256 Höhenmeter bei einem Gesamtverbrauch von 100 Liter Wasser.
Was den Beteiligten auch besonders gut tat, war der Empfang an einigen Stationen. Überrascht wurden sie mit einer Musikkapelle am Petrushof in Oberwössen, eine andere Musikkapelle in Farchant spielte spontan für sie nach einem geplanten Stopp und in Mein bei Augsburg wurden sie von Radsportfreunden erwartet. Ein Höhepunkt war dann schließlich das „richtige“ Essen bei Ankunft in Garching. Steckerlfisch statt Energie-Riegel, alkoholfreies Weißbier statt Wasser mit Mineralstoffen und Kuchen mit Sahne statt Obst. Viele Sätze begannen dann auch mit „Beim nächsten Mal ...“ und obwohl es noch keinerlei Pläne gibt waren wir Zuhörer uns alle sicher, dass es eine Fortsetzung geben wird. Wir freuen uns schon auf die nächste Aktion des Vereins.
Wieviel Geld gesammelt worden konnte muss erst noch ausgewertet werden und wird dann in einer gesonderten Spendenübergabe bekannt gegeben. Als Respekt vor der Leistung der Sportler und der Verwendungsziele der gesammelten Gelder habe auch ich mich gerne als Sponsor beteiligt. Mehr Informationen zum Verein und ihre Aktionen findet ihr hier: www.radeln-und-helfen.de
An der Fahrt waren beteiligt:
- Manfred Huber
- Stefan Haßelberger
- Gerhard Dashuber
- Thomas Dorfhuber
- Stefan Dangl
- Helmut Eibelsgruber
- Martin Betz
- Jürgen Thaler
- Oliver Ludwig
- Dieter Gräf
- Rupert Mittermeier, Teilstrecke
- Patrick Harner, Teilstrecke
- Tom Stehböck, Teilstrecke
- Franz Winzenbacher, Teilstrecke
Im Begleitfahrzeug saßen:
- Lorenz Drexl
- Norbert Patock