Etwas zwischen uns, das uns verbindet.

Die Schritte werden kleiner,
die Pfade breiter,
die Strecken kürzer,
die Reisen länger
und die Blumen am Wegrand bunter.

Ein Kind verändert alles. Auch die Art wie man fotografiert bzw. Dinge sieht.

Ich bin Vater von zwei bildhübschen Töchtern. Beide sind, wenn sie nicht gerade zicken oder schreien, perfekte Modelle, ein Schnappschuss nach dem anderen. Bevor die Kinder da waren redeten meine Frau und ich viel über Prinzipien. Wir hatten zu fast jeder auf uns zukommende Lebenslage eine Einstellung. So auch von Bildern der eigenen Kinder im Internet. Der kleine Mensch kann noch gar nicht mitreden und wird im WWW durch gereicht. Das wollen wir nicht, absolut nicht.

Mein schlafendes KindNun ist schon die Zweite da und die Bilder von den Beiden werden einfach nur perfekt. Was mache ich nur? Bin ich meinen Prinzipien treu und verpasse die Anerkennung von anderen Fotografen? Oder mache ich mal eine Ausnahme, und wenn wie oft dann? Oder soll ich warten, bis meine Kinder selber entscheiden, ob ich die Bilder zeigen darf? Anerkennung von meinem privaten Umfeld kann ich nicht erwarten. Die finden jedes noch so überblitzte, unterbelichtete, unscharfe Foto schön, Hauptsache man erkennt ein Lächeln der Kleinen. Außerdem macht die Kamera schöne Bilder, ich drücke ja nur ab. Ich will nicht die Welt mit süßen Baby-Fotos bombardieren. Davon gibt es sicherlich genügend. Aber mein Hauptmotiv ist momentan meine Familie. Und wenn da was schönes raus kommt kann ich mich nur selber loben.

Wenn ich mich dann etwas umschaue entdecke ich skurrile Abwandlungen von Kinderschutz. Nur weil das Gesicht unkenntlich gemacht worden ist gilt das auch nicht. Da werden Sticker über den Kopf gelegt oder der Kopf abgeschnitten. Wenn die Eltern öffentlich ihre Sprössling in affigen Kostümen oder Trikots ablichten ist es für das Kind später immer noch peinlich. Dazu vielleicht ein anderes Beispiel: wenn die Kinder gerade nicht im Raum sind ist es für die auch nicht schön wenn die Eltern den Verwandten und Freunden Geschichten von peinlichen Situationen erzählen. Wer die Eltern sind wird nicht verheimlicht, das Gesicht des Nachwuchses wird aber verschleiert. Kleiner Tipp: Zeigt nur das Gesicht und lasst das peinliche Außen rum weg. Was kann schon passieren? Dass jemand euer Kind süß findet?

IMG 6321 02Es ist nicht neu, seine Kinder öffentlich zu zeigen. Über Bildergalerien in Zeitungen, Krankenhäusern, Kindergärten und Schulen, Kirchenblättern und Vereinsinformationen beschwert sich auch keiner. Und die Reichweite ist im Internet auch nicht viel größer. Wahrscheinlich sogar geringer weil es nur den Bekanntenkreis interessiert. Bilder machen nur die Runde wenn es peinlich und damit aufregend wird.

Was mich auch nervt sind nicht die Bilder der Kinder an sich. Viel mehr die Art und Weise wie sie die Eltern veröffentlichen. Beinahe täglich das gleiche Kind, gleicher Wickeltisch, gleich Pose, neues Gewand. Das geht oftmals bis zum Verlust der eigenen Persönlichkeit der Eltern. Da braucht man sich nur die Profilbilder der Eltern ansehen. Oder noch Schlimmer: Kinder mit Behinderung und ständig muss diese erwähnt werden. Wollen die Mitleid ernten?

Ich traue mich nicht meine Bilder der Kinder zu zeigen, weil ich die Qualität nicht neutral werten kann, und meine Frau mindestens genauso wenig. Ich kann mich noch sehr gut daran Erinnern wie ich meine Kameras verflucht habe weil sie keine ordentliche Bilder meiner Kinder machen konnten. Kaum ein Foto stellte mich zufrieden, oftmals erkannte ich mein eigenes Kind nicht mehr. Man hat sein inneres Bild und das wird durch eine Momentaufnahme zerstört. Wenig später war es dann anders rum: ein Bild von meinem Kind kann niemals schlecht sein. Wenn ich schon Probleme habe ein Bild meiner Kinder zu löschen (ich habe immer das Gefühl, ich füge ihnen damit Blessuren zu), wie soll ich dann ein Bild werten können?

Am FensterMit der Zeit bin ich mit meiner Meinung etwas lockerer geworden. Mich stört es überhaupt nicht wenn jemand seine Kinder im Internet zeigt. Aber ich will nach wie vor die Bilder meiner Kinder nicht selber veröffentlichen. Dafür bin ich einfach nicht objektiv genug. Letztendlich darf ich nicht alleine entscheiden, ob ich Bilder meiner Töchter ins Internet stelle. Egal wie alt sie sind.

Dafür entsteht eine kleine kreative Serie meiner Familie ohne sie wirklich zu zeigen.

Mein Schatten